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Mail von Stefan - 28. Oktober 2022
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Mail von Stefan - 28. Oktober 2022

10 Jahre Gin Eva - eine Gin Brennerei in der "Bronx" von Mallorca

10 Jahre lang befand sich unsere Brennerei in einer kleinen Halle im Industriegebiet von Llucmajor. Umgeben von einem Schrottplatz, einer Zementfabrik, einem Bauunternehmen mit seinen großen Gerätschaften, einer Autowerkstatt und einem Presslufthammer- Spezialisten.

Unsere wenigen Parkplätze waren meistens von den Bauarbeitern von gegenüber zugeparkt - so standen ihre Autos vor dem Zementstaub geschützt im Schatten.

Als wir die Halle Ende 2011 mieteten, war uns das alles egal. Wir hatten gerade erst alle unsere Ersparnisse in eine Kupferbrennblase investiert. Die Halle war neu, entsprach den Brandschutzbestimmungen und hatte sogar Abflüsse im Boden. Sie war perfekt.

Damals arbeiteten Eva und ich noch Vollzeit für ein kleines Weingut auf der Insel. Wir hatten bereits 2009 einen Gin destilliert und wollten langsam unsere eigene Brennerei nebenher aufbauen. Zu dieser Zeit gab es in Spanien nur sehr wenige Kleinbrenner – auf Mallorca kannte ich zwei. Eine Brennerei hatte ich selbst für ein Weingut im Norden der Insel aufgebaut und die Andere war auch erst kürzlich in Betrieb genommen worden.

Der mallorquinische Zoll hatte diesbezüglich wenig Erfahrung und dementsprechend schwer fiel es uns alle Genehmigungen für unser Projekt einzuholen. Die erforderliche Registernummer musste beim Zollamt in Palma beantragt werden. Ohne eine Brennerei bekam man aber keine Nummer zugeteilt, um aber eine Brennerei kaufen zu dürfen brauchte man eben diese Nummer. Wir umschifften alle Probleme großzügig, bis schließlich eine glänzende Kupferblase etwas verlassen in einer viel zu großen Halle stand. Alle Genehmigungen waren eingeholt und es konnte losgehen.

Der Gin-Hype steckte noch in seinen Anfängen und wir dachten, wir könnten uns mit einer großen Anzahl exotischer Botanicals abheben. Unsere ersten Destillate waren eine Enttäuschung. Viel zu aromatisch und überladen. Wir brauchten fast drei Jahre, um herauszufinden, dass Weniger Mehr ist. Dass wir uns auf regionale Zutaten beschränken wollten: Wacholder und Zitrusfrüchte der Insel. Jede Zutat sollte klar schmeckbar sein.

Wie in vielen kleinen Unternehmen flossen alle unsere Mittel in die Produktion. Für Packaging und Vermarktung blieb nicht viel übrig. Zum Glück war mein Schwiegervater Grafikdesigner und entwarf unsere ersten Etiketten.

Am Tag der Geburt unseres Sohnes rief mich der Drucker an, dass die Etiketten fertig seien. Von der Geburt noch total überwältigt, fuhr ich ein paar Tage später die Etiketten holen – schließlich handelte es sich hierbei um unser anderes Baby.

Die ersten Flaschen Gin Eva verkauften wir nicht auf der Insel, sondern an meine Eltern, Weingut Winterling in der Pfalz. Unsere Mengen waren ohnehin überschaubar und wir arbeiteten immer noch beide im Weinbau.

2016 wagten wir dann den Schritt in die Selbstständigkeit. Unsere kleine Brennerei war in den letzten 4 Jahren stetig gewachsen und wir erkannten schnell, dass wir mehr Zeit investieren mussten um weiter wachsen zu können.

Wir hatten Glück und fanden ein paar wenige, aber sehr gute Händler, die an unseren Gin glaubten und bis heute sehr gut verkaufen.

Letztes Jahr haben wir mit Ulrich Spindler einen Partner gefunden der uns mit viel unternehmerischem Know-how zur Seite steht. Zusammen versuchen wir unsere kleine Garagen Brennerei zu strukturieren und für die Zukunft gut aufzustellen.

Wir haben eine deutlich grössere Halle mit Tasting Room, direkt am Eingang des Poligonos gebaut, die wir Casa Eva nennen. Der Bau ist gerade erst fertig geworden und wir sind wirklich sehr glücklich. Endlich haben wir genug Platz in der Produktion und können unseren Gin so präsentieren wir wir es schon immer wollten.

Ausserdem haben wir einen eigenen Online Shop in Deutschland gegründet, wo ihr direkt bei uns bestellen könnt. Schaut doch mal auf www.casa-eva.com vorbei.

Am kommenden Wochenende feiern wir hier in der Brennerei das Opening von Casa Eva und unser 10jähriges - ihr seid alle herzlich eingeladen.

Bis bald, liebe Grüße aus Mallorca

Stefan

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